11.09.2015

Interview mit Patrick Huber, Ronal AG


Martin Brogli: "Herr Huber - Viele von uns kennen Ronal nicht, obwohl wir tagtäglich auf die Qualität der Ronal-Räder vertrauen. Wie hat es Ronal geschafft "fast unbemerkt" zu einem der bedeutendsten Automobilzulieferer zu werden.

Patrick Huber: "Der Erfolg von Ronal kann mit 5 Stichwörter zusammenfasst werden: Kundenfokus - Flexibilität - Qualität - Innovation und Nachhaltigkeit. Wichtig ist ebenfalls der privaten Charakter der Firma - Ronal muss nur sich selbst Rechenschaft ablegen. Die Innovations- und Investitionsfreudigkeit zeigt sich am Beispiel Mexiko. Hier haben wir bereits ein Werk und bauen momentan ein zweites, welches jährlich zusätzlich 2.2 Millionen Räder produzieren kann. Diese Investition kostet mehr als 100 Millionen CHF."



Martin Brogli: "Sie sind seit rund 5 Jahren CIO des Unternehmens. Viele Führungskräfte bei Ronal sind jung und bringen Erfahrungen aus anderen Unternehmen mit nach Härkingen. Haben diese Sichtweisen bei der Beurteilung der Stärken, Schwächen und Zukunftstauglichkeit der IT eine Rolle gespielt?

Patrick Huber: "Absolut! Die Blutauffrischung tut jedem Unternehmen gut. Eine gute Mischung aus Bewährtem und Neuem ist entscheidend. Frische Ideen, neue Impulse und erprobte Praxiserfahrung führen zu einer erhöhten, gesunden Dynamik; neue Potentiale werden identifiziert. Die Führungscrew und ihre Teams arbeiten täglich daran, das Potential auszuschöpfen und mehr Business Nutzen zu generieren."


Martin Brogli: "Ronal hat sich entschieden, die XPPS-Systeme zu aktualisieren und für das Finanz- und Controlling sowie das Personalmanagement eine neue ERP-Lösung zu suchen und einzuführen. Zwischen den Produktions- und den Administrativsystemen sollen mehrere Schnittstellen gebaut werden. Was waren die Überlegungen dahinter?"


Patrick Huber: "Im Bereich Finanz-, Controlling sowie im Personalmanagement haben wir den grössten Handlungsbedarf identifiziert. Eine Gesamterneuerung (d.h. inklusive Produktions- und Logistikprozesse) erschien uns als zu komplex und risikoreich. Mit dem gewählten Vorgehen haben wir inskünftig verschiedene weitere Optimierungsoptionen offen. Die Schnittstellen zwischen Produktions-ERP und Admin-ERP werden wir in 2 Phasen realisieren, um die Projektrisiken zu minimieren."


Martin Brogli: "Das Evaluationsvorgehen war klassisch. Die Prozesse und die Anforderungen wurden definiert und ein Pflichtenheft wurde erstellt. Sie haben 5 Applikationen und noch mehr Implementierer angeschaut. Am Schluss wurde das Produkt SAP mit dem Implementierer All For One Steeb ausgewählt und verhandelt. Sind Sie mit der Evaluation zufrieden und was würden Sie anders machen?


Patrick Huber: "Ja, wir sind mit dem Ergebnis zufrieden. Die Lösung unterstützt unsere Prozesse in idealer Weise. Der Implementierer bringt viel Erfahrung mit - sowohl was Produkt- aber auch Branchenkenntnisse anbelangt - und passt zu uns. Auch die kommerziellen Aspekte stimmen. Was würde ich das nächste Mal anders machen? Ich würde 1. mehrere SAP-Implementierer in die Endauswahl einbeziehen und 2. etwas schneller vorangehen. Wir haben uns für die Evaluation viel Zeit genommen.


Martin Brogli: "Ich habe den Eindruck gewonnen, dass sich Ronal bei der Einbindung der Geschäftsleitung viel Mühe gemacht hat. War das für Sie besonders wichtig und welche Vorteile hat diese Einbindung für das Einführungsprojekt?"


Patrick Huber: "Ja, wir haben von Anfang an bewusst die Geschäftsleitung und die Geschäftsführer der Tochtergesellschaften eng eingebunden. Das Evaluationsteam bestand aus Mitarbeitern aus Härkingen und aus den Tochtergesellschaften. Diese haben regelmässig in den Werken über die Evaluation berichtet. Die Einbindung aller relevanten Stakeholder war für uns sehr wichtig. So konnten wir von Beginn weg Transparenz schaffen sowie Commitment und Management Support sicherstellen. Dies ist u.a. auch besonders wichtig, da die Tochtergesellschaften für die Einführung personelle Ressourcen in beachtlichem Ausmass bereitstellen müssen."


Martin Brogli: "Welchen Beitrag kann ein externer Berater in einem ERP-Auswahlverfahren leisten? Was muss aus Ihrer Sicht unbedingt intern gemacht werden?"


Patrick Huber: "Die Entscheidung über den Beratereinsatz hängt von verschiedenen Faktoren ab - beispielsweise internes Know-how, vorhandene Ressourcen und Marktkenntnisse. Wir haben die 2BCS AG als Partner ausgewählt und mit der Evaluation betraut. Definierte Aufgaben wollten wir intern sicherstellen, so zum Beispiel die Ableitung der Anforderungen aus den Kernprozessen und die Kommunikation zwischen Evaluationsteam und Stakeholdern."


Martin Brogli: "Für das Einführungsprojekt haben Sie wichtige Teile des Evaluations-Teams ausgewechselt. Was war die Motivation dazu?"


Patrick Huber: "Die Evaluation war von Anfang an als eigenständiges Projekt definiert. Für die Einführung wollten wir das Team optimal aufstellen und punktuell nochmals eine Blutauffrischung machen."


Martin Brogli: "Das Einführungsprojekt steht an und jedes Projekt beinhaltet Risiken. Wo sehen Sie die grössten Risiken für Ronal und wie werden Sie diese unter Kontrolle behalten?"


Patrick Huber: "Ich sehe 3 Hauptrisiken: Ressourcen, Prioritäten und Stammdaten. Die internen Ressourcen haben wir frühzeitig detailliert geplant und ausreichend Kapazität eingeplant; die effektive Beanspruchung werden wir eng überwachen. Mit neue Projekten muss man immer rechnen; bestehende GovernanceStrukturen und -Prozesse werden dafür sorgen, dass die Prioritäten richtig gesetzt werden. Bezüglich Stammdaten haben wir ein eigenes Teilprojekt mit klaren Verantwortlichkeiten definiert. "


Martin Brogli: "Eine Welt ohne ERP/ICT/Datenbanken wäre/ist für mich..."


Patrick Huber: "denkbar, dennoch fasziniert mich diese Welt immer wieder aufs Neue aufgrund der hohen Dynamik, des stetigen Wandels und der täglich neuen Herausforderungen - auch nach 25 Jahren.


Martin Brogli: "Zu guter Letzt eine persönliche Frage: Was machen Sie als Ausgleich zur Arbeit in der Freizeit?"


Patrick Huber: "Meine Familie kommt an erster Stelle und ist für mich definitiv mehr als ein Hobby. Falls nach der Arbeit und Familie noch Zeit übrig bleibt, sind zwei Themen bei mir zentral: Sport (z.B. Tauchen, Joggen, Skifahren, Biken) und Harley fahren. Auch dabei geht nichts ohne Räder..."


Martin Brogli: "Herzlichen Dank für das Gespräch."

Artikel teilen
Dr. Martin Brogli
Dr. Martin Brogli
CEO

Dr. Martin Brogli ist der CEO und Mehrheitsaktionär der 2BCS AG. Er hat einige Jahre seines Lebens in den USA verbracht. Anschliessend hat er an der Universität St. Gallen studiert und dissertiert. Seit 1997 führt er Strategie-, Evaluations- und Implementierungsprojekte in der Schweiz und Europa durch. Viele Kunden aus verschiedenen Branchen vertrauen auf seine pragmatische und hands-on Beratung.

Cookie Settings

We use cookies on our website.
Some of them are necessary for the functioning of the site, but you can decide about others.