23.02.2014

ERP aus der Cloud - Chance oder Hype?

Aus Anwendersicht soll ERP aus der Cloud bedeuten: ich betreibe keine eigene Server-Infrastruktur; ich beziehe so viel ERP-Funktionalität, wie ich benötige, schalte auch mal ein Modul hinzu oder weg, und zahle auch nur für das, was ich nutze, und zwar in Form einer einfachen, im allgemeinen userabhängigen, fixen Gebühr. Wenn ich mal ein paar User zusätzlich benötige, dann will ich das ohne Probleme tun und die entsprechenden Lizenzen später wieder zurückgeben kön-nen. Die genutzte Software ist immer auf dem neuesten Stand. Also eine etwas andere Ausgangslage als bei einem reinen Outsourcing. Die Versprechungen der Anbieter sind enorm, die Betreiber von in die Jahre gekommenen Legacy-Systemen, deren Unterhalt teuer und aufwändig ist, fragen sich, ob dies die Zu-kunft sein könnte.


ERP als Commodity: die Treiber sind der Wunsch nach mehr Flexibilität und Einfachheit. Wer einmal in eine Lösung nach altem Modell (on-premise, Betrieb vor Ort) investiert hat, bleibt zwangsläufig während einer längeren Zeitdamit verbunden, die Hürden für einen Wechsel sind hoch. Geschäftliche Anforderungen hingegen verändern sich schnell, oft so schnell, dass das bestehende ERP den neuen oder geänderten Anforderungen nicht folgen kann. Kann hier die Lösung aus der Cloud Abhilfe schaffen?


ERP als Commodity bedeutet einen hohen Standardisierungsgrad der zu nutzenden Software. Somit passen hier primär Lösungen mit einer geringen betriebswirtschaftlichen Komplexität oder Lösungen ohne grosse individuelle Ausprägungen, als Beispiele können Lohnabrechnung, Einkauf, Zeiterfassung dienen.


Produktionsplanung auf der anderen Seite eignet sich hier weniger gut. In den funktional komplexeren und stärker individuell ausgeprägten Anwendungen muss der Anwender somit eher bereit sein, standardisierte Lösungen zu akzeptieren. Dies könnte für manche verwöhnte Anwender heutiger Systeme ein Problem darstellen. ERP aus der Cloud soll auch bedeuten, keine grossen Investitionen für den Systembau tätigen zu müssen. Die Versprechungen der ERP-in-der-Cloud-Anbieter sind hier eindeutig: ERP on demand, schnell eingerichtet, schnell nutzbar gemacht. Das kann für kleinere Unternehmen oder für Jungunternehmen ohne eigene ERPLösung eine Chance sein.


Die grossen Herausforderungen liegen aus Sicht des Anwenders einerseits in der Abhängigkeit von einem Serviceanbieter (was geschieht mit unseren Daten, wenn der Serviceanbieter dicht macht?) und andererseits in der Datensicherheit. Die Auswahl eines geeigneten Serviceanbieters und die Analyse seiner Leistungsfähigkeit werden damit zu einem zentralen Thema. Redundanzen oder hybride Lösungen können diese Risiken adressieren, allerdings ist jeder Einzelfall für sich zu betrachten - nicht alle Daten und Applikationen sind für den Anwender gleich wichtig, Redundanzen müssen nur für wichtige Daten und Applikationen geschaffen werden, gegebenenfalls werden kritische Daten in einer private cloud gehalten usw. Software aus der Cloud ist ohne Zweifel ein Zukunftsthema, das nicht einfach so wieder abtaucht. Im Bereich ERP dürfte die Entwicklung aber langsamer vorangehen, die Modelle benötigen Zeit, um sich zu bewähren.

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